Monday, May 01, 2006

melancholisches adagio

die ausstellung zu melancholie in der berliner nationalgalerie hat mich offenbar staerker beeindruckt als gedacht. denn nicht nur kuenstler und genies waren und sind melancholisch, sondern manchmal auch ich. und lieschen mueller. es heisst ja leider heute nur depressiv, und gilt als nichts mehr als ein langweiliges krankheitsbild, mit pillen zu bekaempfen.


meine beschreibung von melancholie ist: traurig, aber mit genuss! abenddaemmerung und heraufziehende wolken nach einem sonnigen fruehlingstag machen mich melancholisch. ein gefuehl der schwermut legt sich auf die brust, man moechte einmal kraeftig aufseufzen: ach ja. das gefuehl breitet sich aus, etwas schoenes oder vertrautes gehe zu ende, ohne dass man schon erkennen koennte, was nachkommt.


herbst ist die jahreszeit fuer melancholiker. man geniesst noch die letzten fruechte und warmen sonnenstrahlen des sommers, aber der winter liegt bereits in der luft. unausweichlich. die nachricht vom abriss des palasts d. r. in berlin und vom verramschen seines restmobiliars macht mich gerade wehmuetig.


melancholie ist ein gutes gefuehl. denn aus niedergeschlagenheit kann grosses entspringen. der trick zum umgang mit diesem gefuehl ist ja, es zu nutzen. statt in laehmendem truebsinn zu erstarren sich einer schoepferischen schwermut hinzugeben. bekanntlich denkt der mensch klarer und ist skeptischer, wenn er *schlechte laune* hat. siehe nietzsche. nachdenken hat schliesslich noch niemandem geschadet, oder? und, schwermut macht sensibler und daher offener fuer kuenstlerischen ausdruck. siehe edward hopper, van gogh. hoere ein adagio. lies hoelderlin.

ach ja.

voll von freunden war mir die welt,
als mein leben noch licht war,
jetzt da der nebel fällt,
ist keiner mehr sichtbar. - hesse, herbstgedicht.

0 Comments:

Post a Comment

<< Home